Bekannt aus:

Kopf und Bauch: Ein Team!

Wie Sie mit einem leicht verständlichen Denkmodell Ihr Leben besser steuern.

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Kopf und Bauch was soll das sein?

 

Die nachfolgende Trailer-Serie erklärt das Prinzip sehr anschaulich.

1

Kopf und Bauch als Partner

2

Wissen ist gut, verstehen ist besser

3

Die seelische Energie bestimmt dich

4

Wahrnehmung: Es ist nicht so, wie es aussieht…

5

Die geistige Flughöhe

6

Woran merkst du, dass du abdriftest?

7

Seelische Energie im täglichen Leben

8

Seelisch schnell nach oben

9

Was deinen Pegel anhebt

10

Ein fester Glaube stabilisiert

11

Wie reagierst du?

Das erwartet Sie

Was die Leser sagen:

Schon lange hatte ich nach Wegen gesucht, aus dem Irrgarten psychologischer Herangehensweisen herauszufinden und auf für mich verständliche Zusammenhänge hin zu vereinfachen. Erst bei der Lektüre dieses Buchs ist mir bewusst geworden, wie wichtig es ist zu erkennen, wie das eigene Verhalten zustande kommt. Nun kann ich mich viel besser „von außen“ betrachten, mein Verhalten durchschauen und in jeder Weise verbessern. Dabei haben mir die vielen Beispiele sehr geholfen. Für mich faszinierend, auf wie schlüssige Weise sich Erscheinungen wie Glaube, Macht und Aggression im täglichen Leben erklären lassen.

Als gläubiger Mensch für mich zunächst verwirrend und Ablehnung hervorrufend: Der Glaube soll nur eine Vorspiegelung, eine „Fata Morgana“ sein? Doch hat mich die einfühlsame Begründung schließlich überzeugt, ohne meinen Glauben infrage zu stellen. Dies ist auch der Geist des Buches: Vieles stellt sich ganz anders dar als jemals gewohnt, aber ohne vorschnelle Wertung oder gar endgültige Urteile. Jedem bleibt selbst überlassen, inwieweit er diese neue Sicht in sich aufnimmt – für mich aber ein Gewinn!

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Das Gehirn ein biologischer Computer mit der Psyche als Software? Irgendwie widerstrebt es den meisten, das auch nur als Denkansatz zuzulassen. Wolfgang Issel, als Physiker damit vertraut, dass Theorien keine Wahrheit darstellen, sondern nur brauchbar sein müssen, geht diesen Weg, definiert seelische Energie, Stress, seelisches Defizit… als mathematisch zugängliche Größen und dann rechnet er. Und die Ergebnisse sind oft so plausibel wie überraschend.

Für die Theorie dahinter zunächst ein Beleg für die Brauchbarkeit. Die anschaulichen Diagramme lassen die sicher anspruchsvollen Rechnungen kaum ahnen und die lebensnahen Beispiele machen die Lektüre zu einem regelrechten Aha-Erlebnis. Und was, wenn diese Theorie irgendwann an ihre Grenzen stößt? Sie wird erweitert oder durch eine neue Theorie ersetzt, für einen Physiker völlig normal.

Wir werden uns wohl daran gewöhnen müssen, dass nach und nach auch unser individuelles Verhalten erklärbar und vorhersagbar wird, so wie jetzt schon unser kollektives Verhalten ganz selbstverständlich und recht genau aus statistischen Daten vorhergesagt wird.

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Preise

eBook

4,99

Taschenbuch

14,80

Gebunden

22,80

Kostenlose Leseproben

Was steuert mich?

Seite 12 bis 14

Dass unsere Software sehr spezielle Eigenschaften hat und unsere Wahrnehmung stark modifiziert, ist offensichtlich. Aber nach welchen Kriterien? Es waren vielfach selbst erlebte Ausnahmesituationen, die mich in meinen Überlegungen weiterbrachten.

Sophie war jung, schön und überaus begehrenswert. Wie verliebt ich in sie war! Skeptische Bemerkungen von Freunden ließ ich nicht gelten, für mich war sie ein Engel. Im Rausch der Gefühle sah ich gleich die ganze Welt in Rosarot.

War ich aber in melancholischer Stimmung oder im Stress, legte sich ein dunkles Tuch über alles. Die schönsten Dinge des Lebens drangen nicht mehr zu mir durch, bauten meine Seele nicht mehr auf. Stattdessen machten sich bedrückende Ängste breit. Meine Software bestimmte also auch über meine Gefühle? In objektiv gleichen Situationen konnte sie mich entweder aufbauen oder niederdrücken.

Damals fuhr ich ein kleines englisches Cabrio, einen MG-B, der mir sehr ans Herz gewachsen war. Der schöne Griff um das Leder am Lenkrad. Wann immer die Sonne schien, fuhr ich ohne Dach durch die Welt, am liebsten mit meiner geliebten Sophie neben mir.

Mein MG-B

Einmal bin ich allein unterwegs und hänge auf der Landstraße hinter einem anderen Wagen, Ford Taunus 12m. Objektiv gesehen fährt der mit durchaus angemessener Geschwindigkeit. Ich habe Zeit im Überfluss. Allein das Fahren mit meinem schönen Wägelchen könnte die reine Freude sein.

Doch hat der Tag nicht gut angefangen. Ich komme mit Sophie nicht mehr zurecht. Sie ist unzufrieden, ich kann ihr nichts mehr recht machen und weiß nicht einmal warum. Denn sie sagt nichts.

Ich fühle mich hilflos. Ich spüre geradezu körperlich, wie sich Wut in mir breitmacht und auf meine Seele drückt. Irgendetwas muss passieren, sonst platzt mir noch der Kragen.

Plötzlich der überraschende Impuls aus dem Bauch heraus: Wie lange willst du diesem lahmen Trödler denn noch hinterherfahren? Der Taunus stinkt, überhol’ den doch endlich! Die Straße schlängelt sich in leichten, aber unübersichtlichen Windungen dahin. An Überholen gar nicht zu denken.

Doch die innere Stimme gibt nicht nach, tief aus meinem Bauch drängt sie, es dem Trödler da vorne „mal zu zeigen“. Mit dem kleinen Flitzer schaffst du das mit links, 95 PS!

Welcher Widerstreit! Mein Verstand will einschreiten, warnt vor dem hohen Risiko. Wenn es schiefgeht, kann es tödlich sein. Und was hast du gewonnen, wenn es gut geht? Ein paar lächerliche Sekunden vielleicht. Du wärst bescheuert, ein solches Risiko einzugehen! Aber irgendetwas dreht den warnenden Verstand immer leiser, bis er schließlich der auftrumpfenden Stimme aus dem Bauch nachgibt.

Auf Teufel komm‘ raus Vollgas gegeben und ausgeschert.

Aber der Wagen zieht nicht ganz so schnell wie erwartet durch. Eine vorher nicht bemerkte leichte Steigung. Die nächste Kurve viel zu schnell erreicht. Wenn jetzt einer entgegenkommt? Und tatsächlich! Ich im letzten Moment panisch eingeschert, der Trödler muss hart bremsen, mein MG-B bricht aus, schlingert und lässt sich nur mit Mühe wieder auf Kurs bringen. Der Taunusfahrer hupt verärgert – aus gutem Grund!

Ich bin fix und fertig. Ich hatte gerade mein Leben und das anderer zwanghaft und fahrlässig aufs Spiel gesetzt! Warum eigentlich? Mein Bauch hatte mich dazu aufgefordert, es dem Trödler mal zu zeigen. Die paar gewonnenen Sekunden waren sicherlich nicht der Grund. War ich noch bei Trost?

Ich fühlte deutlich: Mein Bauch, meine Software, brachte mich dazu, Macht auszuüben. Und irgendwann wurde mir klar, dass es meine grenzwertige Seelenlage sein musste, die mich zwang, dieses irre Risiko einzugehen. Ich konnte nichts dagegen tun. Gar nichts.

Dieses russische Roulette konnte keinesfalls in meinem Interesse gewesen sein! Aber in wessen Interesse dann? Konnte es denn sein, dass meine Software unter dem Zepter eines noch höheren Interesses stand? Einer Instanz, die mich und mein Verhalten nach eigenen Kriterien manipulierte? In ihrem Interesse, nicht in meinem?

Später erklärte ich es mir so: Mein seelisches Konto war spürbar leer. Meine Software fokussierte sich darauf, meinen seelischen Pegel um jeden Preis wieder anzuheben. Es ging einzig und allein darum, mir durch diese Machtausübung des Überholens seelische Energie zuzuführen und damit meinen drohenden seelischen Zusammenbruch zu verhindern. So wurde beim Überholen des Taunus im Grunde mein Auto nicht durch michgesteuert sondern durch meine Software.

Ohne seelische Energie läuft nichts

Seelische Energie, auch psychische Energie genannt, was soll man darunter verstehen? In der Fachwelt ist seelische Energie ein höchst unscharfer, nicht eindeutig definierter Begriff. Eine einfache Frage: Wie gewinnen wir seelische Energie und wie verlieren wir sie?

Wir vergleichen: Schon beim Aufwachen scheint die Sonne und der Morgenkaffee mit der wohlgelaunten Familie schmeckt Ihnen vorzüglich. Die Verkehrslage ist bestens. Im Büro wartet eine motivierende Aufgabe auf Sie und Ihre Kollegin hat Kuchen mitgebracht. Seelische Energie fließt Ihnen reichlich zu: Ein guter Tag.

Oder: Regenwetter und Kopfschmerzen ziehen Sie runter, die Kinder nerven schon beim Frühstück. Der Verkehr ist chaotisch. Sie sind zu spät, der Chef braucht Sie dringend, eine lästige Besprechung steht an und die Kollegin ist kurz angebunden. Ihnen fließt seelische Energie in Strömen ab: Ein ausgesprochen mieser Tag.

Belohnungen und gute Aussichten tun der Seele gut, Frustrationen und schlechte Perspektiven rauben ihr Energie. So meine ersten Erklärungsversuche.

In diesem Buch gehe ich weiter. Nach meiner Überzeugung liegt es in der Natur des Menschen, einerseits durch „Erfolge“ möglichst viel seelische Energie zu erarbeiten. Andererseits sollte er möglichst wenig seelische Energie durch „Fehlinvestitionen“ und der daraus folgenden Enttäuschung und Frustration verlieren. Der Idealzustand ist ein ausgeglichenes seelisches Konto ohne Schuldenstand.

Ich fragte mich zuerst, worin der Unterschied zwischen körperlicher und seelischer Energie bestand. Dabei hatte ich stets das Bild vor Augen: Ein muskelbepackter, kräftiger Kerl hing wie ein Häufchen Elend herum, weil ihn seine Freundin verlassen hatte. Die Trennung kostete ihn viel seelische Energie, sein Konto war komplett leer. Körperliche Energie hatte er im Überfluss. Doch er konnte sie augenscheinlich nicht einsetzen, weil ihm der seelische Antrieb fehlte. Somit ist klar:

Seelische Energie wird zur Steuerung des Organismus und Berechnung des Verhaltens gebraucht und körperliche Energie der Muskeln für die Ausführung.

Seelische Energie ist der Brennstoff für unser Empfinden und die Steuerung unseres Verhaltens. Wenn mein seelischer Akku leer ist, kann ich wie beim Handy keine Informationen mehr empfangen oder senden. Auch die Navigation und meine Apps funktionieren nicht mehr.

Fazit: Ohne seelische Energie ist weder Empfindung noch Steuerung möglich. Es gibt keine Motivation, tätig zu werden. Der Zusammenbruch droht.

Wer hat das Sagen?

Seite 36 bis 40:

Carla hat Hunger und ihr Blick schweift umher auf der Suche nach etwas Essbarem. In der Auslage eines Obstladens sieht sie einen besonders appetitlichen Apfel. Das für Nahrungsaufnahme zuständige und durch den Hunger sensibilisierte neuronale Netz im Gehirn erkennt die Chance und gerät in Erregung. Es könnte die direkte Aktion auslösen, sich diesen verführerischen Apfel zu nehmen und ihn zu verzehren wie ein kleines Kind.

Aber das benachbarte soziale Netzwerk protestiert: „Halt! Der Apfel gehört dir nicht. Erst kaufen.“ Der Kopf hört mit und ist einverstanden.

Da kommt Jakob vorbei. Er hat seit Tagen nichts Richtiges gegessen. Sieht den Apfel. Übermächtiger Hunger, niedriger seelischer Pegel. Zum Überleben zieht sein Bauch alle Energie auf sich. Obere Schichten geleert. Der Impuls, sich den Apfel zu nehmen, dringt bis zum bewussten Kopf vor. Der kann zwar noch ganz leise mahnen: „Das darfst du nicht.“ Aber der Bauch hat das Sagen, der Kopf kann nur noch zuschauen. Ohne weiteres nimmt sich Jakob den Apfel und putzt ihn schleunigst weg.
Im Zustand seelischen Gleichgewichts werden obere (Intuition, Kopf) wie untere Schichten der Software (Bauch) in gleichem Maß mit seelischer Energie versorgt und steuern das Verhalten gleichberechtigt. Sie arbeiten optimal zusammen und finden gute Lösungen. Der Kopf steuert nützliche Informationen bei und unterstützt die oberen „strategischen“ Schichten.

Verbrechen
Die Polizei sucht den Täter. Im Gehirn des seelisch ausgeglichenen Kommissars zeichnet die Intuition verschiedene mögliche Konstellationen von Motiven, Charaktermerkmalen und Tathergängen nach. Sein Kopf hilft der Intuition durch weitere Informationen zu ihren Schlüssen. Seine Ermittlungen sind durchdacht und professionell. Nichts wird außer Acht gelassen, nichts vorschnell festgelegt. Auch Kleinigkeiten werden beachtet. Bald ist der Täter ermittelt. Erfolgreiches Zusammenspiel.
Der Einfluss von Kopf und Intuition geht schnell verloren, wenn der Mensch in seelische Nöte und damit in Stress gerät. Dann übernimmt der energiesparende Bauch.

Der Kommissar im Stress
Zu viele Aufgaben und Zeitnot. Sein seelischer Pegel abgesunken, obere Schichten ausgedünnt, die Intuition eingeschränkt. Zu viele Motive und Tathergänge möglich. Seine Software zwingt ihn, Energie einzusparen. Zusammenhänge kann er nur noch schlecht erkennen, sein Kopf ist leer. Die weiteren Ermittlungen verlaufen ohne Übersicht und Professionalität. Die Folge: Sich viel zu früh festgelegt und in eine Sackgasse manövriert.
Nicht nur in diesem Fall hilft Teamarbeit. Dann gleichen sich auch momentane Stärken und Schwächen der Mitarbeiter besser aus.

Im Zustand starken seelischen Mangels ist bewusstes Handeln nicht mehr möglich. Der Autopilot des Bauches hat das Ruder übernommen. Wer also hat das Sagen? Es ist wohl immer die oberste, noch mit Energie versorgte Schicht der Software, die den bestimmenden Einfluss ausübt. Bei hohem seelischen Pegel dominieren eher die oberen Schichten von Intuition und Kopf, bei niedrigem die unteren Schichten. Mit sinkendem seelischen Pegel geht der Intuition aus Energiemangel Schicht um Schicht verloren. Sie zieht sich immer weiter zurück bis sie nur noch aus den unteren Schichten, dem Bauch besteht.

Die Steuerung durch den Bauch mit seinen elementaren und höchst individuellen Gefühlen und Antrieben ist für das Überleben zunächst ein Vorteil. Untere Schichten gründen sich nämlich auf das feste genetische Fundament der Selbsterhaltung. Alles fest verdrahtet. Oder moderner ausgedrückt hardwarebasiert. Extrem schnell und sicher, bei geringstem Energieverbrauch. Höchst individuell und nur schwer durch sich selbst oder von außen beeinflussbar.

Im „Bauch-Modus“ aber fehlt die Flexibilität, die Steuerung der Feinheit der Lebensfunktionen und die Übersicht.

Der Bauch stellt den eher genetisch bestimmten Kern des Menschen dar. Diese innerste Natur zeigt sich daher besonders deutlich unter starker Stressbelastung, also bei sehr niedrigem seelischen Pegel:

Panik statt Überlegung
Der Professor ist mit drei seiner Studenten auf Erkundungsfahrt im Schlauchboot. Sie suchen Süßwasserquellen, die aus dem Meeresboden entspringen. Überraschend kommen Sturm und Seegang auf. Der Professor gerät in Panik, gibt unsinnige Befehle. Will, dass man auf die felsige Steilküste zusteuert, weil es dahin näher ist. Dass man dort zerschellen würde, erfasst er nicht mehr. Keiner hört auf ihn. Zu ernst die Lage. Zwei halten ihn ruhig. Mit Mut und Übersicht erreichen sie die rettende Küste auf der anderen Seite. Keiner war in der Folge noch gewillt, ihn mit aufs Boot zu nehmen.
Im ausgeglichenen Zustand – also bei hohem seelischem Energieangebot – laufen in den oberen Schichten eines Menschen die Informationen aller Bereiche zusammen. Es herrschen Übersicht, ein Gesamtbild der Situation und langfristiges Denken.

In den hoch vernetzten Schichten von Intuition und Bewusstsein liegt der Schlüssel zum Menschsein.
Ein Tier kann das nicht, ihm fehlen diese übergreifenden Schichten.

Ein Hase ist ein Hase.
Gibt es zu fressen, frisst der Hase. Taucht ein Fuchs auf, springt das Verhalten des Hasen auf Verstecken oder Flucht. Eine geneigte Häsin lässt ihn auf Freiersfüßen hoppeln. Der Hase ist automatisiert und verfügt nicht über die vernetzten oberen Schichten des Menschen. Er hat kein Bewusstsein und damit keine Selbstreflexion. Er reagiert direkt auf die aktuelle Situation. Keine Gesamtschau. Er kann nicht disponieren und sagen: Jetzt baue ich erst einmal weiter an meinem Bau, bevor ich die Häsin beglücke oder lasse mir die Sonne auf den Bauch scheinen, bevor ich anfange zu fressen. Der Hase hat es gut. Er braucht nicht zu denken. Alles läuft „kopflos“. Wie energiesparend!
Manche meinen, ein Mensch würde genauso automatisch funktionieren wie der Hase, ohne Chance auf eine freie Entscheidung. Alles, was er täte, würde von seinem Bauch bestimmt und er würde sich nur einbilden, dies bewusst in die Wege geleitet zu haben. Welch‘ dröge Aussicht, nicht Herr im eigenen Hause zu sein!

Ist aber so, wenn seelische Energie fehlt. Es genügen bereits kleine Misserfolge, Ermüdung, ein niedriger Blutdruck oder ein Wetterumschwung, schon wird oberen Schichten Energie entzogen. Damit gehen Übersicht, langfristiges Denken und konsequentes Handeln schnell verloren.

Als Folge der vielen Möglichkeiten, seelische Energie zu gewinnen oder sie zu verlieren, ist der seelische Pegel großen Schwankungen unterworfen. Mit jeder schönen oder weniger schönen Empfindung, mit jedem positiven oder negativen Gedanken, der durch den Kopf geht, fluktuiert der seelische Pegel überraschend stark zwischen Momenten der Ausgeglichenheit, der Euphorie und des Mangels. Daher kann selbst in kritischer Seelenlage unversehens wieder Hoffnung aufkeimen. So können sich plötzlich Situationen höheren seelischen Pegels ergeben, in denen Intuition und Verstand – wenn auch nur kurz – genutzt werden können.

Diese spontanen Fluktuationen nach oben und unten ermöglichen unserer Software die Rettung selbst aus den ungünstigsten Konstellationen. Der Mensch gleitet auf abschüssiger Bahn nicht einfach ab und geht unter. Immer wieder tauchen positive Gedanken und Hoffnungsschimmer auf. Und vor allem Mitmenschen können die seelische Talfahrt eines anderen erkennen, ihn halten und unterstützen.

Da die höheren Schichten von Intuition und Kopf unverhältnismäßig viel Energie in Anspruch nehmen, lautet das auf möglichst hohe Effizienz ausgerichtete Arbeitsprinzip unserer Software jedenfalls:

Soviel Bauch wie möglich und nur so viel Kopf wie unbedingt nötig.
Sinkt der seelische Pegel, werden die oberen Schichten mit weniger Energie versorgt. Somit wird auch der Modus „Bewusstheit/Kopf“ immer weniger genutzt, der Modus „Autopilot/Bauch“ dafür immer mehr. Die Regie wird stetig von den oberen zu den unteren Schichten weitergereicht. Selbst merkt man das gar nicht. Wie auch.

Wenn aber eine schnelle Entscheidung gefordert ist, wie Kampf oder Flucht, kann dies nur der elementare Bauch bewältigen.

Kampf oder Flucht
Winfried ist mit seinen Goldfischen im Teich beschäftigt und bemerkt aus dem Augenwinkel ein schnell auf ihn zulaufendes Etwas. Schreck und Angst, Adrenalin schießt ihm ins Blut, setzt Energie frei.

Zum Denken keine Zeit, blitzschnell reagiert der Bauch und schaltet auf Verteidigung und lässt ihn schnell zum Keschers neben ihm greifen. Da erst bemerkt er, dass nur der Hund des Nachbarn auf ihn zuläuft. Der Hund bleibt stehen, wedelt mit dem Schwanz. Entwarnung!
Wenn die Software eine Bedrohung erkennt, sinkt schlagartig der seelische Pegel, Stresshormone werden ausgeschüttet und die Befehlsgewalt geht blitzschnell auf den schnell reagierenden Bauch über. Wäre also das Bewusstsein nur eine Art Spielerei, die die Software dann und wann gnädig zulässt? Falls es meint, sich gerade „ein bisschen Kopf“ als wohlfeile Zugabe leisten zu können?

So wie der Trainer einer Fußballmannschaft, der beim Stand von 4:0 in den letzten Minuten auch einmal Spieler aus der zweiten Reihe auf den Rasen lässt?

„Halt, halt!“, schreien die Denker auf. Richard, der Philosoph im Freundeskreis, sieht im menschlichen Geist das Höchste, was die Evolution je hervorgebracht hat. Tiefgründige Denker beweisen das seit Menschengedenken in kargen Höhlen, Steinwüsten oder in einem altgriechischen Fass. Überall reifte der höchste Geist heran.

Richard ist geradezu verschossen in die Vorstellung eines über allem schwebenden Geistes. Für diesen fordert er entgegen jeder naturwissenschaftlichen Erkenntnis, er sei emergent, das heißt so erhaben, dass er nie und nimmer von der doch viel zu banalen Hardware eines profanen Gehirns verkörpert werden könne. Von ein paar lächerlichen Neuronen oder Synapsen gleich gar nicht. Doch allerorten sieht man:

Im täglichen Leben regiert meist ganz profan der Bauch.
Wer will es denn wahrhaben, dass der Kopf mit seinem „Geist“ meist nur eine völlig überschätzte Nebenrolle spielt?

Georg, der Wissenschaftler, richtet seinen Blick ganz sachlich auf die Geschichte und auf die aktuellen Probleme der Menschheit. Seiner Meinung nach versagt der hochgeschätzte menschliche Geist hinsichtlich drängender praktischer Fragen regelmäßig, sobald er gefordert ist.

Der „Geist“ löst sich allzu leicht von der Realität, baut Luftschlösser, verschreibt sich fragwürdigen Ideologien und glaubt fest daran. Wunschdenken und Überidealisieren. Die Software nimmt unter einer anspruchsvollen Anforderung den „Geist“ als Ersten aus dem Spiel.

Georg stellt sich die pragmatische Frage, ob der Geist das menschliche Leben erleichtert, schöner und reichhaltiger macht. In den schönen Künsten zum Beispiel. Oder um menschliches Verhalten besser zu verstehen und kreative Ideen für die Zukunft zu entwickeln. Doch worauf trifft man in der Wirklichkeit?

Aufgeblasene Nichtigkeiten, „niedere Beweggründe“, „aus dem Bauch heraus“, ohne Sinn und Verstand im Alltag. Die Umgangsformen leiden. Unzulänglichkeiten, wohin man blickt.

Im gesellschaftlichen Kontext dominieren Egoismen und Machtstreben. Kurzsichtige Aktionen und vermeidbare Fehler sind die Folge. Auf diesem Substrat wachsen Zerwürfnisse, Auseinandersetzungen und Kriege mit allen Konsequenzen, weil unsere Software mit ihren Werkzeugen Aggression und Machtausübung ihre Existenz rücksichtslos behauptet.

Wo bleibt die Intuition oberer Schichten und der Kopf? Wie schön es wäre, wenn sich unter deren Regie sensible Wahrnehmung realistische Übersicht, die Fähigkeit zu strategischem Denken, diszipliniertes und soziales Verhalten entfalten könnten!

Im Stimmungstief genügen Verhalten und Entscheidungen des Menschen nicht mehr seinen intellektuellen und moralischen Ansprüchen. Zwangsläufig treten Fehler auf, auch schwere Fehler. Diese Misserfolge sich selbst zuzuschreiben, würde den seelischen Pegel weiter sinken lassen. Die Software stellt sicher, dass man Fehler auf Andere abwälzt. Man schreibt eine missglückte Aktion nicht sich selbst zu. Durch Akzeptieren einer „Fehlinvestition“ würde man noch mehr seelische Energie verlieren.

Wenn also die lästige Frage nach der Verantwortung für die Fehler aufkommt, kein Problem. Denn tief in der Bredouille tritt ein weiteres Werkzeug der Software in Aktion, der „Rechtfertigungs-Modus“. Er verwandelt den Kopf vom unabhängigen Denker mit Kritikfähigkeit zum braven Befehlsempfänger. Sein Auftrag: Verschleiern, Ausreden erdenken, die Realität fälschen.

Mit der Ausrede „Es ist nicht so, wie es aussieht“ werden auch offensichtliche Tatsachen hingebogen, um sich der Verantwortung für seine Fehler zu entziehen. Notfalls wird gelogen und betrogen, dass sich die Balken biegen. Keiner ist schuld, keiner hat etwas gewusst. Rechtfertigungsmodus? Im seelischen Mangel für die Software eine standardisierte Reaktion auf Fehler.

Bremsen
In einer scharfen Rechtskurve gerät Martins Wagen in den Gegenverkehr. Zum Glück bleibt es beim Blechschaden. Man erkennt unschwer, dass Martin zu schnell unterwegs war und klassisch aus der Kurve getragen wurde. „Die Bremsen haben versagt“, ist der Vorwurf an seinen Wagen.
Tatsächlich war Martin unkonzentriert und mit seinen Gedanken bei der heutigen Auseinandersetzung mit seinem Chef. Seelisch bis zur Grenze belastet hatte seine auf niedrigstem Niveau arbeitende Software die Kurve falsch eingeschätzt und den Bremsvorgang zu spät eingeleitet. Vollbremsung, mit starrem Blick das Lenkrad festgehalten und in den Gegenverkehr gerutscht. Eine klare Fehlleistung seiner Software und nicht der Bremsen.

Martin könnte sich eingestehen, dass er den Schaden verursacht hat und daraus lernen. Aber einen Fehler zuzugeben, würde seinen seelischen Pegel noch weiter sinken lassen. Seine Ausrede soll einen weiteren Abfluss seelischer Energie vermeiden. Also sind die Bremsen schuld. Schuldzuweisungen sind ein Standardwerkzeug unserer Software.

Der seelische Pegel sollte nie einen Interventionswert unterschreiten, ab dem der Bauch die Regie übernimmt. Denn der Kopf ist dann nur noch für Ausreden gut, der Bauch hat das Sagen!

Ideologien

Seite 54 bis 55:

Man sollte meinen, unsere Software schätze in jeder Situation die Fakten mit Intuition und Kopf realistisch ein, wäge gegensätzliche Argumente sorgfältig gegeneinander ab und komme so zu einer guten Entscheidung. Dies ist jedoch eher die Ausnahme. Denn nur in ausgeglichener Seelenlage sind Intuition und Kopf gleichberechtigt.

Doch bereits bei kleinen seelischen Defiziten spart die Software seelische Energie ein, indem sie diese den oberen Schichten von Intuition und Bewusstheit entzieht und zu unteren Schichten verlagert. Der Bauch übernimmt das Wort und sagt: „Das muss einfacher gehen!“ Und es geht tatsächlich.

Kindererziehung:
Es ist aufwändig, in jeder Erziehungssituation wie ein Richter die Fakten festzustellen, sie zum Wohle des Kindes abzuwägen und angemessen zu reagieren.

Bei Stress und spätestens im akuten seelischen Mangel steht dieser Weg nur noch begrenzt zur Verfügung. Es liegt nahe, sich an eine Ideologie zu klammern. Wer eine Orientierung zur Hand hat, muss weniger nachdenken und spart Energie beim Entscheiden!

Bei der autoritären Variante kriegt das aufmuckende Kind ohne zu denken und zu zögern eins auf den Hut und gut ist. Weniger gut für die Entwicklung des Kindes.

In der antiautoritären Erziehung wiederum wird dem Zögling mit gleichfalls schwerwiegenden Folgen niemals Einhalt geboten. Mangelndes Sozialverhalten, Egoismus, Verlust von Haltung und eine verzögerte Entwicklung sind die Folge. Eltern, Erzieher und Lehrer tragen die Last. Bei beiden Erziehungsvarianten wird zuerst Energie gespart, das aber auf Kosten der sozialen Entwicklung des Kindes, das später selbst darunter zu leiden hat.

Der richtige Weg verläuft irgendwo zwischen den Extremen. Je nach Situation etwas bestimmter, ein andermal mehr die lange Leine. Doch bereits ab dem Zustand des akuten seelischen Mangels geht das nicht mehr. Der Mehraufwand an seelischer Energie kann in heutigen, stressbelasteten Familien oft nicht erbracht werden.

Ideologien jeder Art machen das Denken überflüssig und sparen erst einmal viel seelische Energie ein. Die Software arbeitet im Notbetrieb und präsentiert dem Menschen ein verfälschtes Abbild der Realität. Sie will nur hören, was ihr in den Kram passt. Argumenten wird mit emotionalen Angriffen begegnet. Anhänger einer Ideologie glauben fest an diese und verteidigen sie trotz gegenteiliger Fakten uneinsichtig.

Die Software will vor allem hier und jetzt Energie einsparen. Was später kommt, interessiert nicht. Da die Software im Notbetrieb Energie von Intuition und Kopf zum Bauch verlagert, herrscht Orientierungslosigkeit. Der betroffene Mensch wird fast beliebig verführbar. Das kann in verhängnisvolle und gefährliche Situationen münden.

  • Ideologien sind einfache Energiespar-Modelle mit voraussehbaren Spätfolgen.

Ideologien entspringen einem seelischen Defizit. Protagonisten und Anhängern mangelt es an der Fähigkeit, sich mit der gegebenen Realität auseinander zu setzen. Der Kopf ist überfordert und rechtfertigt sich mit windigen Scheinbegründungen. Ideologien können – besonders in Machtpositionen – schnell die Dimension eines unverrückbaren Glaubens annehmen. Ideologien verweigern die Realität und bieten Machthabern und Bemächtigten eine Scheinrealität als festen, aber falschen Anker, an dem sich ihr Verhalten ausrichtet.

Einer Ideologie kritiklos zu folgen, erweist sich auf Dauer als unglaublich schädlich. Für den Machthaber in seinem Defizit nur kurzfristig dienlich, für die unschuldig betroffenen Vernünftigen eine Katastrophe.

Komplexe Zusammenhänge werden auf die Kategorien Schwarz und Weiß reduziert. Um die Folgen in die Überlegungen einzubeziehen, fehlt die Geisteskraft. Ideologien verhindern jede ganzheitliche und vernünftige Entwicklung.

Ideologien kritiklos von anderen zu übernehmen, um Denk-Energie einzusparen, schränkt den Denkhorizont und das Sozialverhalten ein. Viel erfolgreicher ist es, sich Fakten zu beschaffen und sich selbst ganz unbelastet eigene Gedanken zu machen.

Über den Autor

Dr. -Ing. Wolfgang Issel

Diplomphysiker und Autor

Wolfgang Issel betreibt ein Ingenieurbüro für technische Neuentwicklungen. In diesem Buch bietet er eine praktische Orientierungshilfe, wie man trotz Alltagsstress und anderer Probleme durch das Verstehen seiner selbst zu einer ausgeglichenen Seelenlage kommen kann. Mit seinem neuen Gedankenmodell zeigt der Autor, wie das Gehirn unser Verhalten bestimmt, warum wir in einer Situation so und nicht anders handeln können: Erkenntnisse, die bereichern und das Leben lebenswerter machen.

Von zentraler Bedeutung im Buch ist ein „seelischer Pegelstand“, die Bilanz aus seelischen Abflüssen durch Belastung und Zuflüssen durch Erfolge. Dieser Pegelstand bestimmt, ob der Kopf mit seiner Vernunft oder der Bauch mit seinen elementaren Impulsen die Oberhand gewinnt. Ziel ist es, diesen Widerstreit zugunsten einer Kooperation von „Kopf“ und „Bauch“ aufzulösen und beide zu einem Team zusammenzubringen. Das Buch zeigt mit Beispielen, wie sich eine gute Gefühlslage für Leistung und Lebensgefühl erreichen lässt. Das Modell erklärt Verhalten unter Stress, Flucht in Opferrollen, Glaube an eine höhere Instanz, Ideologien, Kriminalität und Terrorismus, aber auch, wann und wie der Mensch über einen „freien Willen“ verfügen kann.

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